Regel-Ecke #18

Heute: Penalty Enforcement (Kapitel 14)

Liebe Hardcount-Leser,

während ich derzeit in einem Flieger von San Diego nach New York City sitze und mir am kommenden Sonntag bei Patriots @ Jets den A… abfrieren darf, dachte ich mir, es ist an der Zeit alte Versprechen abzuarbeiten. Hierzu gehört unter anderem eine Frage von Daniel, die mich auf einem unsrer letzten Podcasts ganz schön in’s Schwitzen gebracht hat.

Hier nochmal seine Frage:

„Bei einem Play der Chargers wurde ein 1st Down erreicht. Während des Plays wurde eine Flagge geworfen („Illegal Hands to the face“). Meiner Auffassung nach müsste von der LoS aus die 5yd-Strafe verhängt werden, weshalb die Strafe entsprechend abgelehnt werden würde. Jedoch wurde die Strafe an das Ende des Plays angehängt, also hat San Diego zum Einen die Yards bekommen die sie durch das Play sich erspielt haben und die 5 Yards zusätzlich. Warum?“

Ich versuche mal, das Ganze ein wenig aufzudröseln, da eine umfassende Beschreibung jeden Rahmen sprengen würde. Allein Kapitel 14 des NFL-Regelbuchs zum „Penalty Enforcement“ enthält 11 enorm dünn bedruckte Seiten.

Zunächst einmal zu den Basics: Das Team, dass das Foul nicht begangen hat kann grundsätzlich wählen, ob es eine Strafe anerkennt oder ablehnt. Des Weiteren gilt i.d.R., dass nach einem defensiven Foul die Offensive 1st & 10 erhält. Daher hören wir nach defensiven Fouls auch so oft die Refs sagen: „Automatic first down!“
Was einige Leser verwundern wird steht tatsächlich so im Regelbuch. Allerdings wird das dann gleich wieder mit zahlreichen Ausnahmen eingeschränkt (z.B. Offside, 12 Men on The Field, Delay of Game usw.). Bei mehreren Fouls eines Teams wird nur eine Strafe ausgesprochen (i.d.R. die Längste, wobei die Entscheidung eigentlich beim Coach liegt).

Jetzt zum interessanteren Punkt, dem Enforcement:

Hier gibt es vier Möglichkeiten „von welcher Stelle/ von welchem Punkt“ aus die Strafe ausgesprochen wird. Dies sind:
a) Der Punkt des Fouls
b) Der vorherige Punkt (also dort wo der Spielzug begann)
c) Der Punkt an dem der Ball gefumbelt oder rückwärts geworfen wurde
d) Der sogenannte „Dead Ball“ Punkt (also verkürzt gesagt „dort wo der Spielzug beendet wurde“ (Spieler getackelt, Spieler geht mit Ball ins Aus, Spieler erzielt mit Ball einen TD usw.))
e) Der nächste Punkt (von dem der nächste Spielzug z.B. nach aufaddieren einer Strafe starten würde, falls nicht ist es der Dead Ball Spot).

Und weil das ja noch nicht genug Punkte waren, kommt nun der wichtige „Basic Spot“. Dieser fiktive Referenzpunkt ist der am Häufigsten genutzte Punkt um festzulegen, von wo ab die Strafe ausgesprochen wird.

Der „Basispunkt“ wird immer dann genutzt, wenn das Foul während eines Runs (dazu zählen auch Passspielzüge, das Laufspiel beginnt sofort mit Fangen des Balles, Stichwort: Yards after catch), während eines Fumbles oder Rückwärtspasses begangen wurde. Wenn gefumblet wird oder der Ball rückwärts geworfen wird, ist der Basispunkt der Ort des Geschehens, also dort wo der Ball gefumbelt wurde.
Bei allen Fouls während eines Runs (ich übersetze das jetzt mal sehr frei mit „während eines normalen Spielzugs“ und komme später zu den Ausnahmen) ist der Punkt von dem die Strafe ausgesprochen wird der Dead Ball Spot (siehe d).

Die 3-und-1-Methode

Jetzt wird doch aber endlich mal auch was vermessen, oder?! Die 3-und-1-Methode besagt, dass bei den gerade genannten Spielzügen, der Basispunkt immer dann verwendet wird, wenn
1. Die Defensive vor dem Basispunkt foult
2. Die Defensive hinter dem Basispunkt foult
3. Die Offensive vor dem Basispunkt foult

Und 1: Wenn die Offensive hinter dem Basispunkt foult ist der Ort von dem die Strafe ausgesprochen wird der Ort des Fouls (a).

Für die Offensive gibt es jetzt noch einige Ausnahmen. Beispielsweise wird Intentional Grounding vom Punkt des Fouls bestraft, wenn dieser mehr als 10 Yards hinter der Line of Scrimmage liegt.
Anderes Beispiel: Wenn das offensive Foul hinter dem Basispunkt begangen wird (z.B. Run für -3 und Halten gegen die Offense), wird vom vorherigen Punkt bestraft (b). Gleiches gilt bei defensivem Foul, wenn der Basispunkt hinter der L-O-S liegt. Hier wird wahlweise vom vorherigen Punkt oder vom Ort des Fouls bestraft, je nach dem was der Offensive mehr bringt.

Schon komplett verwirrt? Gut, weil es kommt noch mehr. Wie wir ja alle wissen gibt es in unser aller Lieblingssport auch eine ganze Latte anderer Spielzüge oder besser gesagt Spielsituationen. Ohne wie bereits gesagt hier eine abschließende Liste einstellen zu wollen/ zu können, noch ein paar kurze Beispiele:

• Bei Fouls während eines Passspielzuges (bevor wie oben beschrieben der Laufspielzug beginnt) wird vom vorherigen Punkt (b) bestraft (Ausnahmen für Pass Interference usw.).
• Bei Fouls vor dem Snap wird ab dem nächsten Punkt weitergespielt (e).
• Hinzu kommen noch unzählige Sonderregeln wie z.B. nach einem oder mehreren Ballbesitzwechseln während des Spielzuges, bei Free Kicks, Foul zwischen Spielzügen (z.B. Unsportlichkeit). Bei Interesse zu Sonderfällen einfach unten kommentieren und fragen!

So Daniel, nun zurück zu Dir und Deiner Frage: Die Chargers erhielten die Yards hier also zusätzlich zu ihren erspielten Yards, da die 3-und-1 Methode besagt, dass bei Fouls der Defensive während eines Laufspiels und vor oder hinter dem Basispunkt die Strafe an eben diesen angehängt wird. „Dieser“ Basispunkt war in diesem Fall der „Dead Ball Spot (d).

Ob das nun alles gut so ist, ob es gerecht oder ungerecht ist, steht auf einem anderen Blatt. Aber da unser Einfluss auf das Regelkommittee und die NFL- Teambesitzer eher gering ist, müssen wir mit dem arbeiten, was uns das Regelbuch anbieten.

Achja, Das Ablehnen einer Strafe ergibt nur dann Sinn wenn ein anderes „Penalty Enforcement“ zugrunde liegt. Beispiel hierfür wäre ein defensives Halten, dass während eines Passspielzuges begangen wird, dessen Pass aber vom offensiven Spieler für 20 Yards gefangen wird. Hier sagt das Regelbuch, dass die Strafe vom vorherigen Punkt ausgesprochen wird (s.o.). Annehmen der Strafe würde daher nur die 5 Yards Raumstrafe für defensives Halten einbringen, sodass hier kein Coach lange zögert und „nein Danke“ sagt.

So, jetzt komplett verwirrt? – Gut! Dann entweder nochmal lesen oder Fragen kommentieren.

Soviel mal in aller Kürze: Wünscht mir gutes Wetter am Sonntag, habt schöne Feiertage und ich singe derweil „aaaaannnndd thee hoooome of the J-E-T-S“

4 Antworten zu “Regel-Ecke #18

  1. Ich halte die Erklärung zwar für Interessant, aber schlicht falsch.
    Und weil du ja auch eine Erklärung möchtest, warum es falsch ist, was du da behauptest, habe ich mich mal das NFL 2013 Rulebook runter geladen.

    Nach Rule 12 Section 1 Art 7 ist es ein Foul, wenn ein Defense Spieler
    Article 7: Illegal Use of Hands by Defense. It is a foul if a defensive player thrusts his hands forward above the frame of
    an opponent to contact him on the neck, face, or head (Note: Contact in close-line play that is not prolonged and
    sustained is not a foul, unless the opponent’s head is pinned back by direct and forcible contact.)

    Strafe: Steht direkt drunter:
    Loss of five yards and an automatic first down.

    So, aber wo ist jetzt der Spot von dem die 5 Yards gerechnet werden?
    Rule 3 Section 12 Art 1
    A Foul is any infraction of a playing rule. The Spot of Enforcement (or Basic Spot) is the spot at which a penalty is
    enforced.

    Das ist also der von dir genannte Basic Spot. Der Basic Spot wird auch mit den 5 (!) von dir erklärten Möglichkeiten beschrieben mit Ausnahme der Erklärung, wann welcher Spot genommen wird.

    Schauen wir doch einfach mal in Rule 14 Section 3. Alle die nur die Frage von Daniel beantwortet wissen wollen, können ab hier anfangen zu lasen:
    Erstmal das Sicherheitsnetz: Section 3 Article 3: Enforcement Spot Not Governed. When the spot of enforcement is not governed by a general or specific rule, it is the spot of the foul.

    Also, wenn ich jetzt nichts weiter finden würde, dann wäre der Ort des Fouls der Spot of Enforcement.

    ABER: Artikel 3: For fouls committed during a running play which is not followed by a change of possession, the Basic Spot is the dead-ball spot.
    Wer sich jetzt an dem Wort Basic Spot stört, der möge bitte den ganzen Artikel lesen, oder sich an das von mir oben geschriebene erinnern.

    Für uns wichtig: War der Spielzug, der da beschrieben wurde ein Laufspielzug? Dann wäre die Entscheidung richtig gewesen.
    Es wird sogar ein Beispiel ausdrücklich angeführt:
    A.R. 14.26 Second-and-10 on A30. Runner A1 is downed on the A35. Defensive B1 illegally uses his hands at the A45 during run.
    Ruling: The defensive foul is in advance of the basic spot. Penalize from the basic spot (A35). A’s ball first-and-10 on A40.
    (Zum verstehen des Beispieles: Der Täter muss nicht notwendigerweise den Ballträger foulen)

    Jetzt aber noch die Frage, ob das genau so wäre, wenn es ein Pass-Spielzug wäre:
    Article 5: Foul Committed During Passing Play. If there is a foul by either team from the time of the snap until a forward
    pass thrown from behind the line ends, the penalty is enforced from the previous spot. A pass play ends and a running
    play begins at the instant that a pass is caught.

    Heißt, in dem Moment wo der Pass gefangen wurde, gelten die Regeln oben, und der Ref hätte wieder richtig entschieden.

    Nur wenn während des Wurfes das Foul begangen worden wäre, wäre der Punkt des Snaps der Foul Spot gewesen

  2. Und einen möchte ich noch hinterherschieben beim Spiel Sea@Az 08:28 1st down die oben beschrieben Strafe verhängt. Dort scheint allerdings der Spot of Enforcement der Spot des Snaps zu sein

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