Go Beavs!

Es dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben, dass ich momentan nicht mehr in meinem geliebten Mannheim zu finden bin sondern im Moment ein Jahr an der Oregon State University in der idyllischen Collegestadt Corvallis, Oregon (55.055 Einwohner) studiere. Es dürfte sich mittlerweile ausserdem herumgesprochen haben, dass mein Output auf diesem Blog seit ich am 30. August in den Flieger gestiegen bin, exakt null beträgt (Was sich hiermit aber nun ändert).

Das hat vor allen Dingen etwas damit zu tun, dass ich kaum NFL gesehen habe seit ich in Amerika bin. Klingt verrückt, ist aber so. Ich habe bis jetzt vielleicht 3 Leute kennengelernt, die sich ernsthaft für die NFL interessieren. Das liegt vor allen Dingen an einer Sache: College Football ist King hier. Warum das so ist kann man auf dieser Karte unten recht gut erkennen:

mit beavs

Wie ihr seht ist der Bundesstaat Oregon mit keinem eigenen Profiteam gesegnet. Das näheste sind die Seahawks in Seattle und selbst das ist 5 Stunden mit dem Auto entfernt. Fakt ist: In Oregon gibts nur zwei Teams um die sich die Leute scheren: Beavers oder Ducks, Oregon State oder Oregon, Eugene oder Corvallis, Orange oder Gelb (je nach Tageslaune auch mal Grün/Schwarz/Weiss/Grau/Pink). Ich kann also im Moment recht wenig produktives zur deutschen NFL-Blogosphäre beitragen, auch wenn ich auf dem (fast) allwöchentlichen Hard Count Podcast noch recht gut immenses Wissen vortäusche. Für alles NFL-ige verweise ich auf die bekannten Instanzen Sideline Reporter, Der Draft  und Footballi ist Sex, Baby. Bevor das Bloggen also in Arbeit ausartet, schreibe ich lieber über etwas mit dem ich mich vermehrt auskenne (auch wenn ich niemals ein korsakoff´sches Level an Expertise erreichen werde): College Football. Spezieller: Oregon State Football, aka. Beaver Football!

Meet the Beavs

Die Beavers sind ein historisch leidgeplagtes Team (den Vikings nicht unähnlich, vielleicht ist das was systematisches bei mir – ich sollte wohl mal nen Psychologen aufsuchen), ihr Footballprogramm dümpelte jahrzehntelang in der Bedeutungslosigkeit herum, als Bodensatz der Pac-8/10/12 Conference. In den 80ern musste das Programm unter zwei verschiedenen Head Coaches neben 22 Siegen 85 Niederlagen erleiden. Die Neunziger Jahre brachten ausser Mili Vanili und Neonlatzhosen noch mehr unerfreuliches: 29 Siege bei 81 Niederlagen. Erst in den letzten zehn Jahren gab es einen Leistungsschub, der wohl nicht zuletzt der Kontinuität im Coaching Staff zuzuschreiben ist (73 Siege, 53 Niederlagen in den letzten zehn Saisons). Hometown Hero Mike Riley ist seit 10 Jahren durchgehend der Head Coach der Bieberbande. Es ist bereits seine zweite Amtszeit in Corvallis. Zwischendurch machte er einen dreijährigen Zwischenstopp in der NFL als Head Coach der San Diego Chargers. Er gilt als einer der nettesten Typen in der Footballwelt und wird überall respektiert.

Mike Riley

Head Coach Mike Riley (60)

Beavers in der NFL

Wenn auch keine Elite-Talentschmiede wie andere Div-1-Schulen, so hat Oregon State Football doch ein paar brauchbare Spieler in die NFL gebracht, hier eine von mir subjektiv ausgewählte, nicht vollständige Auflistung:

Brandon Browner, CB, Seattle Seahawks

Steven Jackson, RB, Atlanta Falcons

Andy Levitre, G, Tennessee Titans

Keenan Lewis, CB, New Orleans Saints

Matt Moore, QB, Miami Dolphins

Derek Anderson, QB, Carolina Panthers

Stephen Paea, DT, Chicago Bears

Markus Wheaton, WR, Pittsburgh Steelers

Jacquizz Rodgers, RB, Atlanta Falcons

Johnny Hekker, P, St.Louis Rams

Der Bieberdamm

Gespielt wird im Herzen des Campus im Reser Stadium. Es fasst circa 46.000 Zuschauer und bietet einiges an Atmosphäre. Hier einmal ein paar Schnappschüsse von meinen Trips bis jetzt:

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Einmarschiert wird stilecht zu folgendem Video:

Die Saison der Beavers bis jetzt

Weniger als 24 Stunden nachdem ich das erste mal meinen Fuß auf amerikanischen Boden gesetzt hatte fand ich mich schon im Reser Stadium wieder. Eröffnungsspiel. Der Gegner: Eastern Washington, ein FCS-Team aus dem benachbarten Bundesstaat. Aufwärmspiel also? Pustekuchen. Eine 49-46 Niederlage versalzte meinen Beavers erstmal ordentlich den Saisonstart. Seitdem hat sich die Riley-Truppe allerdings keinen Ausrutscher mehr erlaubt und alle anderen bisherigen (zugegebenermaßen schwachen) Gegner weggefegt.

Colorado, Utah (die letzte Woche immerhin Stanford schlugen), California, San Diego State, Washington State und Hawaii konnten jeweils nur ein „L“ gegen meine Truppe verzeichnen. Jetzt geht es allerdings ans Eingemachte. Heute gehts gegen die an Nummer 5 gerankten Stanford Cardinal. Sollte das Spiel gewonnen werden wäre das schon ein Upset allererster Güte und ich würde mal behaupten dass Corvallis für mehr als eine Woche ernsthafte Alkohol-Nachschub-Engpässe zu bewältigen hätte. Aber nach diesem Hammerspiel wird es nicht einfacher. Die zugegebenermaßen etwas schwächelnde University of Southern California kommt auf ein Stelldichein nach Corvallis und danach heissen die letzten drei Gegner Arizona State (könnte knapp werden), Washington (stelle mich emotional auf ein „L“ ein) und Oregon (und das auch noch in Eugene, autsch). Kein Zuckerschlecken dieser Saisonabschluss.

Die wichtigsten Beaver

Die Beavers-Offense ist sicherlich die stärkste Einheit im Team. Junior-Quarterback Sean Mannion (#4) ist ein gewandelter Mann diese Saison. Waren letzte Saison noch Interceptions sein großes Problem (15 TDs zu 13 INTs), so ist er diese Saison fast fehlerlos unterwegs. Nach nur sieben Spielen kommt er auf sagenhafte 29 Touchdowns bei nur drei Interceptions, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Er hat die meisten Touchdown-Pässe aller Div1-QBs, ausserdem hält er momentan die meisten Passing Yards (2992). Es werden schon sehr sehr leise Rufe nach einer Heisman für den Jungen laut. #Heismannion, sozusagen. Mannions Zahlen erzählen allerdings nur die halbe Wahrheit.

Sean Mannion führt alle BCS-Quartberbacks in Touchdown Pässen und Passing Yards. Wenn er diese Leistungen gegen die kommenden Top-Teams beibehält können ihn die Heisman-Voter nicht länger ignorieren

Von Mannions bisher 229 vervollständigten Pässen diese Saison fanden 76 ihren Weg in die Hände von Junior-Playmaker Brandin Cooks (#7). Dieser kleine aber wuslige Receiver / Returner / Allzweckwaffe weist bis jetzt 1176 Receiving Yards auf (#1 im Land), 12 Touchdowns. Dazu kommen noch gemütliche 18 Rushing Attempts für 116 Yards und 2 Touchdowns. Der aufmerksame Leser ahnt es bereits: Dieser junge Mann ist ein Spieler der Marke „Irrwisch“ (Copyright: korsakoff). Und ja, ich habe sein Jersey gekauft. Überzeugt euch selbst:

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Eine seiner leichtesten Übungen – Brandin Cooks beim Fangen eines Balls gegen Cal DB Kameron Jackson

Oregon States irrsinge Pass-Zahlen haben einen einfachen Grund. „Wir“ können die Pille einfach nicht rennen. Ums Verrecken nicht. Der letztjährige Star-Running Back Storm Woods (#24) hat dieses Jahr mehr Receiving Yards als Rushing Yards und insgesamt weisen die Beavers die 122-igst beste Rushing Offense auf. Für diejenigen, die mit College Ball nicht so vertraut sind: Das ist nicht besonders gut bei 123 Teams. Riley arbeitet viel mit Screenpässen aller Art, zu Running Backs, Receivern oder Tight Ends als Running Game-Ersatz, was bis jetzt ganz gut klappt.

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Ein seltenes Bild – Running Back Terron Ward mit dem Ball

Ein Absatz zur Defense: Ja, sie existiert. Sieht manchmal ganz gut aus, manchmal weniger. Ein paar Playmaker haben wir da auch. Defensive End Scott Crichton (#95) hat zwar die erste Hälfte der Saison auf dem Feld eher durch seine Untertauchkünste geglänzt, hat sich aber letzte Woche mit einer bockstarken Performance gegen California mit Paukenschlag zurückgemeldet. Defensive Backs Rashaad Reynolds (#16, 5 INTs) und Steven Nelson (#2, 4 INTs) können es an einem guten Tag mit jedem Receiver aufnehmen, sich aber an einem schlechten Tag auch von einem wie mir überlaufen lassen. Insgesamt scheint es aber aufwärts zu gehen mit der Form der Beavers-D, was aber auch bitter nötig ist. Hab ich schon erwähnt, dass es morgen gegen Stanford geht?

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Rashaad Reynolds

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Steven Nelson

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Die Defensive Line, angeführt von Scott Crichton

Ich hoffe ein paar von euch interessert was ich hier verzapfe. Einen vollständigen College-Football Viewing Guide für diese Woche gibts beim hochgeschätzten Kollegen korsakoff vom Sideline Reporter. Verdammt, Vorfreude! Willkommen in meiner derzeitigen Football-Welt!

5 Antworten zu “Go Beavs!

  1. Danke für den sehr guten Artikel. Oregon State ist mein heimliches Lieblingsteam im College Football. In letzter Zeit scheint es mit dem Team wieder aufwärts zu gehen, ich freue mich schon auf den Civil War dieses Jahr gegen Oregon.

    • !!! Go Beavs! Eine Karte für den Civil War in Eugene hab ich schon. Das lass ich mir nicht entgehen! Ich verspreche einen Bericht!

  2. Pingback: Friday Night Football, #10: Oregon State Beavers – USC Trojans | Sideline Reporter·

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